Presseschau vom Wochenende (27/28.10.18)

Presseschau vom Wochenende (27/28.10.18)

Von Ludwig gelesen:
Aus dem Feuilleton der Süddeutschen Zeitung:  [der Artikel ist online nur gegen Bezahlung verfügbar]
Der Zauber des „So nicht“!
Was schweigend verzweifelte Mieter von der Hamburger Hafenstraße lernen können.

 Der Autor Till Briegleb rekapituliert die (teilw. militanten) Auseinandersetzungen um die Hausbesetzungen in der Hamburger Hafenstraße seit 1982. Nach einer Einigung mit dem Senat 1996 konnte das Gründerzeitensemble erhalten werden und wurde in die Selbstverwaltung einer Genossenschaft überführt, die bis heute bezahlbaren Wohnraum gewährleistet. Er bezeichnet die Hafenstraße als „Mutter des ‚So nicht!’“ gegenüber einer neoliberalen Stadtentwicklungspolitik, die bezahlbaren Wohnraum vernichtet. Die konkrete Lebenspraxis in der Hafenstraße spricht natürlich nicht jeden an. Dennoch verdeutlicht sie für den Autor die Möglichkeiten der Selbstverwaltung als Alternative zu unschönen Wohnformen wie der „Substandard-Schachtel am Ende des S-Bahn-Netzes“. Eindringlich verweist er jedoch auf die heutige Chancenlosigkeit von „Menschen, die ein Projekt ohne Kapital nur mit Willen und Arbeitskraft aufbauen wollen“. Für ihn zeigt das Modell der Hamburger Hafenstraße, dass das Recht auf erschwingliches und selbstbestimmtes Wohnen „ohne organisierten Widerstand kaum zu erringen ist“. In der (gebührenpflichtigen) Online-Ausgabe des Artikels beginnt der Untertitel mit: „Es müssen ja nicht gleich brennende Barrikaden sein.“

Aus unserer Perspektive verdeutlicht der Artikel die städtebauliche Relevanz des gemeinschaftlichen Wohnens und die sozialpolitische Notwendigkeit, diese Wohnalternative für alle Einkommensgruppen zugänglich zu machen. Für die dringend erforderliche Reform des gegenwärtigen Systems der Wohnraumversorgung können die Wohnprojekte eine Vielfalt praktischer Erfahrungen beisteuern.
[Ludwig]