Die Filmbeschreibung: »Singles, Familien, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung leben zusammen in einem Mehrgenerationen-Wohnhaus in Frankfurt. Sie haben sich in einer Genossenschaft organisiert und schaffen so bezahlbaren Wohnraum. Der Film zeigt eindrücklich, wie sie Gemeinschaft gestalten, in der Kultur und Ökologie eine große Rolle spielen.«
BeTrift in Niederrad beim 5. Tag des offenen Wohnprojekts
Am 14. Mai fand der 5. Tag des offenen Wohnprojekts statt. Mit von der Partie war unser Wohnprojekt – BeTrift in Niederrad.
Neben Bildern gibt es ein Video, das den Vormittag dokumentiert:
Es war eine schöne Gelegenheit, unsere Oase-im-Werden vorzustellen. Wir danken dem Netzwerk Frankfurt für die Rund-Um-Orga, den Bewohner:innen inklusive dem Wohngeno-Vorstand, die alles aufgebaut, geprobt und im Hintergrund geholfen haben und den Besucher:innen für ihr Kommen. Auf bald!
Ein wichtiger Hinweis aus dem Radio-Beitrag: Man sollte sich frühzeitig mit Thema beschäftigen, wenn man mit dem Gedanken spielt, in ein Wohnprojekt zu ziehen. Von der Idee bis zum Einzug können gut und gerne mal fünf-sechs Jahre vergehen.
Rundgang vom Botanischen Garten Frankfurt: ›Biodiversitätsdach‹ statt bloßer Sedum-Mix?
Im Juli 2021 waren Mitglieder von BeTrift bei einem Rundgang mit Mitarbeiter:innen des Botanischen Gartens dabei, der uns auf die Dächer des Casinos am IG-Farben-Campus geführt hat.
Kiesdach, Sedum-Dach, Biodiversitätsdach – die Vorzüge von Letzerem überwiegen bei weitem.
Ein weiteres Ziel des Projektes: Bewusstsein schaffen, Wissen verbreiten und Nachahmende finden. Entsprechend wurde bei dem Rundgang – im ganz Kleinen – gezeigt, wie ein Grün-Dach zu einem Biodiverstätsdach werden kann. Für den praktischen Teil wurden Materialien und Pflanzen bereitgestellt, die wir selbst auf dem Dach am IG-Farben-Campus verteilen konnten. Bei unserem Rundgang waren es ›nur‹ dicke Äste – auf einem Neubau der Universität an der Hansaallee wurden im Frühjahr 2021 hingegen dicke Baumstämme mit einem Kran verteilt, die künftig Refugium für zahlreiche Tiere und Instekten werden sollen.
Mit einfachen Mitteln lässt sich ein bestehendes Grün-Dach aufwerten: Lehmboden, Totholz, große Steine und Sand.
Das Dach lebt: Es fliegt und krabbelt und kriecht und summt.
Der Rundgang hat uns sehr inspiriert und uns bestärkt in dem Vorhaben, unsere Dächer in Niederrad bunter und vielfältiger zu gestalten.
Zuschuss-Förderung beim Erwerb von Genossenschaftsanteilen? Pustekuchen.
Wir als Genossenschaftsmitglieder einer jungen Genossenschaft haben immer wieder darauf geschielt: Wann wird endlich die KfW-Förderung des Erwerbs von Genossenschaftsanteilen dahingehend verbessert, dass staatliche Zuschüsse beim Anteilserwerb möglich werden? Interessierte an einer Genossenschaftsmitgliedschaft haben wir immer wieder Hoffnungen gemacht und mussten sie doch vertrösten. Darunter waren viele, denen eine finanzielle Unterstützung beim Anteilserwerb viel geholfen hätte. Jetzt ist klar: Die geplante Zuschuss-Variante wird in dieser Legislatur wohl nicht mehr aufgelegt.
Ursprünglich war für das erste Halbjahr 2020 (!) geplant, dass der erstmalige Erwerb von Geschäftsanteilen an einer Wohnungsgenossenschaft mit einem Tilgungszuschuss in Höhe von 15 Prozent für ein Darlehen auf Grundlage des KfW-Darlehensprogramms 134 zu unterstützen. Da die KfW wegen der Covid-19-Pandemie laut Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat zu ausgelastet gewesen sei, sei eine Umsetzung immer wieder verschoben worden. Mit Blick auf das baldige Ende des Haushaltsjahres – die Mittel sind nur bis Ende 2021 eingestellt – lohne eine Einführung inzwischen nicht mehr.
Das ist ärgerlich. Und unfair. Denn bisher fördert der Staat etwa mit dem Baukindergeld großflächig den Erwerb von privaten Wohneigentum. Aber das Eigenheim ist nicht der Traum aller. Die Genossenschaftswohnung ist als Wohnform gerade in den Städten wie Frankfurt am Main viel gefragt. Kein Wunder: Sie bietet Sicherheit vor der Profitgier Dritter, bietet die notwenige Flexibilität passend zu den jeweiligen Lebensentwürfen und ermöglicht eine Investition in ein städtebaulich nachhaltiges Wohnungssegment. Wer eine Genossenschaftswohnung mietet hat lebenslanges Wohnrecht ohne die Nachteile des Eigentums. Mit den Zuschüssen hätte man zudem die Schwelle für einkommensschwache Haushalte – die sich selbst wenn sie wollten, nie eine Eigentumswohnung leisten könnten – gesenkt, die vielen Privilegien einer Genossenschaftswohnung in Anspruch zu nehmen zu können. Gründe genug also für die ursprünglich geplante Umstellung auf Zuschüsse.
Aufmerksam auf das Scheitern der Neufassung des KfW-Förderprogramms ›Wohneigentumsprogramm – Genossenschaftsanteile (134)‹ hat uns die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen gemacht.
Als Genossenschaftsmitglieder hoffen wir nun, dass spätestens nach der kommenden Bundestagswahl die Gelder für das geänderte Förderprogramm (erneut) eingestellt werden und das Förderprogramm dann priorisiert umgesetzt wird.
Rundgang auf den Spuren der von Weinbergs in Niederrad – ›Rund um den Poloplatz‹
Der Stadtteilhistoriker Robert Gilcher bietet unregelmäßig Rundgänge durch Niederrad an. So auch am Samstag. Thema diesmal: Das Wirken und Nachwirken der Familie von Weinberg in Niederrad.
Carl von Weinberg und sein Bruder Arthur von Weinberg waren zwei Größen in der Frankfurter Industriellen-Szene im ausgehenden Kaiserreich und der Weimarer Republik. Mit vielen Stiftungen haben die beiden und ihre Ehefrauen May von Weinberg (geboren Villers Forbes) bzw. Willemine von Weinberg (geboren Huygens) Frankfurt, aber insbesondere auch Niederrad geprägt. So waren die beiden Brüder an der Gründung der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main finanziell beteiligt. In Niederrad profitierte etwa die Paul-Gerhardt-Gemeinde von Zuwendungen (Arthur und Willemine) und in der heutigen Waldfriedstraße wurde ein Waisenhaus gegründet (Carl und May).
Wie der Rundgang eindrucksvoll herausstellte, weist das Gelände im heutigen Stadtwald und der südlichen Niederrad-Bebauung zwischen S-Bahn-Station Stadion, Heinrich-Seliger-Straße und Oberforsthaus zahlreiche Spuren vor allem von Carl von Weinberg auf. Diese Zeugnisse seines Lebens erschließen sich vielfach nur auf den zweiten Blick.
Das vieles davon verborgen ist, einiges zerstört, liegt vor allem daran, dass die von Weinbergs vom nationalsozialistischen Staat ab 1933 als Juden verfolgt und de-facto enteignet wurden. Arthur starb nach seiner Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt im Alter von 82 Jahren. Carl starb wenige Tage zuvor im Exil in Italien.
Der Stolperstein von Carl von Weinberg (und seiner Tochter und seinem Enkelsohn) vor dem von ihm gestifteten, ehemaligen Waisenhaus in der heutigen Waldfriedstraße.
Beispiele für die Weinberg’schen Spuren ›Rund um den Poloplatz‹: Das ehemalige Polofeld, dessen Errichtung Carl von Weinberg initiiert hatte, ist heute Teil einer Baumschule (Kartenlink). Die Trümmer der seinerzeit pompösen Villa, in einem großzügigen englischen Garten gelegen, bilden heute den Hügel im Ostteil des Carl-von-Weinberg-Parks (Kartenlink). In der heutigen Willemineallee (ehemals Kastanienallee) und mitten in dem in den 1980er-Jahren gebauten Quartier findet sich das ehemalige Verwaltungsgebäude des Gestüts Waldfried, das Carl gegründet hatte (Kartenlink).
Erschüttert hat der Hinweis des Stadtteilhistorikers Gilcher, dass die Niederräder Adolf-Miersch-Siedlung nach dem späteren Baustadtrat benannt wurde, der als städtischer Beamter unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Krebs die de-facto-Enteignung der von Weinbergs (und vieler anderer jüdischer Frankfurter) maßgeblich organisiert hatte. Zur sogenannten ›Miersch-Liste‹ hat der Historiker Dieter Wesp das Wesentliche zusammengetragen.
Es muss die Frage gestellt werden, wie es dazu kommen konnte, dass eine Siedlung – noch dazu in unmittelbarer Nähe zu den ehemaligen Besitztümern der mit Hilfe Mierschs enteigneten von Weinbergs – nach jemanden benannt wurde, der an der Verfolgung und Entrechtung der Frankfurter Juden im Nationalsozialismus maßgeblich beteiligt war. Und es stellt sich die Frage, warum diese Siedlung den Namen noch heute trägt.
Radio-Beitrag ›Hohe Mieten, explodierende Kaufpreise – Alternative Wohnformen in Städten‹
In der Sendung ›Agenda‹ beim Deutschlandfunk wurde am 23.06.2021 ein spannender Beitrag zum Thema Bezahlbarkeit und gemeinschaftliches Wohnen gesendet.
Beworben wird der Beitrag wie folgt: »Die Urbanisierung ist im Vormarsch, gleichzeitig ist unsere Gesellschaft vielfältiger geworden. Die Folge: alternative Wohnformen werden immer wichtiger. Doch der Wohnungsbau hat immer noch die klassische Familie im Blick. Was muss sich also ändern, damit die Stadt für alle lebenswert bleibt und hohe Wohnkosten die Menschen nicht länger in die Vororte treiben? Welche Wohnkonzepte braucht die Zukunft – und wie sieht es eigentlich mit der Nachhaltigkeit aus?«
Mit dem Moderator Michael Roehl diskutieren:
Prof. Susanne Dürr, Professorin für Städtebau und Gebäudelehre an der Hochschule Karlsruhe
Martin Linne, Leiter des Dezernats für Stadtentwicklung, Mobilität und Sport der Stadt Duisburg
Christian Stupka, Vorstand der Genossenschaftlichen Immobilienagentur München, GIMA
Cord Soehlke, Bau- und Erster Bürgermeister von Tübingen
Michael Lafond, Leiter des Instituts für kreative Nachhaltigkeit, Berlin
Wenn man die Ausgangsbedingungen ausblendet, klingt das schon fast nach rosigen Zeiten, was die Verantwortlichen und Aktiven aus den Kommunen so vorstellen: Tübingen macht nur noch Innenentwicklung statt ökologisch fragwürdigen Bau auf der grünen Wiese. München lässt auf städtischen Boden nur noch Mietwohnungsbau der öffentlichen Wohnungsbauunternehmen oder Genossenschaften errichten. Duisburg betreibt aktive Bodenpolitik und nutzt Erbbaurechte sowie Konzeptverfahren.
Zum Teil sind das Ansätze, die mal mehr mal weniger gut auch in Frankfurt am Main umgesetzt werden. Das Problem: Es dauert. Denn das Umdenken hat hier recht spät eingesetzt.
Daneben wird das Mietshäuser Syndikat, Genossenschaften und – insbesondere ab Minute 42:45 – das gemeinschaftliche Wohnen allgemein vorgestellt.
»Diese [gemeinschaftlichen] Wohnprojekte sind inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen.«
Vortrag ›Räumliche Potenziale für Frankfurt‹ des Architekten Stefan Forster – Plätze und Lebensqualität
Der Frankfurter Architekt Stefan Forster ist als Provokateur bekannt, der polarisiert. Mit seinen von ihm entworfenen Bauten, aber auch mit seinen Thesen zum Thema Stadtentwicklung. Man muss nicht alle seine Vorstöße mögen, kann aber anerkennen, dass er wiederholt aufzeigt, dass eine marktorientierte Stadtentwicklung aufgrund des Profitdrucks in krassem Widerspruch zu qualitätsvoller Architektur, Schaffung von Lebensqualität für breite Schichten der Bevölkerung und bezahlbaren Wohnraum steht. Forster ist ein ausgewiesener Freund von Genossenschaften und öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften.
Forster weiß sich zu inszenieren. Blendet man den typischen Selbstdarstellungsduktus des Wenn-Doch-Nur-Alle-So-Denken-Und-Handeln-Würden-Wie-Ich aus, sind Forsters Beiträge sehr unterhaltsam.
Ein relativ neuer Vortrag – ›Lebensraum Stadt – Räumliche Potenziale für Frankfurt‹ – beleuchtet nun Plätze in Frankfurt, die Potentiale haben. Das bedeutet im Umkehrschluss auch: Derzeit haben sie Defizite. Diese Defizite, diese Unzulänglichkeiten Frankfurter Plätze werden vorgestellt. Der Vortrag lädt indirekt dazu ein, die Stadt, die Plätze, mit neuen Augen zu sehen und regt dazu an, sich Gedanken zu machen, was noch alles möglich wäre.
„Die Qualität der Gesamtstadt macht sich fest an der Anzahl solcher Räume, die dem Menschen gewidmet sind, wo der Mensch sich wohl fühlt.“
Stefan Forster: Lebensraum Stadt – Räumliche Potenziale für Frankfurt
Mit diesem geschärften Blick auf Plätze dürfen wir gespannt sein, wie der Bruchfeldplatz – zwei Blocks von BeTrift in Niederrad entfernt – nach der Umgestaltung aussehen wird.
Neuer Quartiersmanager Niederrad Niederrad hat einen neuen Quartiersmanager – Ibo Bakari – der Angela Wolf ablöst. Er kreist mit seinem roten Lastenfahrad mit dem Namen ›Nieder-Rad‹ durch Niederrad, wo man ihn sichten kann.
Die Frankfurter Rundschau hat einen kleinen Artikel über Ibo Bakari samt Foto mit rotem Lastenfahrrad verfasst, das die kommenden Projekte und Ziele vorstellt. Ibo Bakari wird zukünftig für uns sicherlich ein wichtiger Niederräder Gesprächspartner und – wer weiß? – auch für interessante Projekte sein. [Gertrud]