Fundstück: 25.06.2019

Fundstück + Bericht: 25.06.2019
von Anja

Gemeinschaftlich wohnen – mit wichtiger Nebenwirkung 
Am 25. Juni 2019 wurde eine – für deutsche Großstädte – repräsentative Studie veröffentlicht.** Der Sozialpädagoge Prof. Dr. Ziegler von der Uni Bielefeld erforschte den ‚Gemeinschaftssinn‘ von 1000 Kindern & Jugendlichen aus Berlin, Leipzig und Köln. Also: wie emphatisch, solidarisch, respektvoll und hilfsbereit Kinder (6 bis 11 Jahre) & Jugendliche (12 bis 16 Jahre) mit Anderen umgehen. Geschaut wurde, wie weit Empathie und Solidarität im Umgang eine Rolle spielt, aber auch wie die Heranwachsenden mit Gleichgültigkeit und der Abwertung von Schwächeren umgehen.

Das Ergebnis schaut leider nicht besonders gut aus:
Einem Drittel der Jugendlichen in deutschen Großstädten fehlt es an Gemeinschaftssinn – besonders den männlichen.

„Am deutlichsten werde dieser Unterschied, wenn es um Empathie und die Bereitschaft zur Solidarität in Alltagssituationen gehe“, sagt Ziegler. Während mehr als zwei Drittel der weiblichen Jugendlichen die Fähigkeit zum starken Mitgefühl zeigten, waren es bei den Jungen nur 24 Prozent. (…)

Auch beim Umgang mit Randgruppen und Schwächeren zeigten sich Ziegler zufolge deutliche Geschlechterunterschiede.
So stimmten mehr als ein Drittel der Jungen, aber nur jedes fünfte Mädchen Aussagen zu wie: „Wir nehmen in unserer Gesellschaft zu viel Rücksicht auf Versager“ oder „Es ist ekelhaft, wenn Schwule sich in der Öffentlichkeit küssen“.

Mannomann! Woher kommt es, dass schon viele Kinder es offenbar schwer haben, die soziale Fähigkeit zu entwickeln, zu empfinden und zu erkennen, dass gemeinschaftliches Denken und Handeln eine Bereicherung unseres menschlichen Daseins ist? Dass für andere mitdenken, sie unterstützen, ihnen manchmal den Vortritt zu lassen ein Gefühl von Verbundenheit bedeutet? Dass in Gemeinschaft zu denken und zu handeln den eigenen Horizont enorm erweitert? Und sei es nur, dass man verstehen lernt, dass man andere Perspektiven verstehen kann – auch ohne mit ihnen einverstanden zu sein?

So hat und bekommt unser gemeinschaftliches Wohnprojekt auch eine schöne politische Dimension: es ist ein großartiges Lernumfeld für die tägliche Übung in Toleranz, Mitgefühl, und die Entwicklung von Gemeinschaftssinn. Nicht nur für Kids 😉

Ich freu mich drüber! [Anja]
** Die Studie wird HIER vorgestellt