Richtfest gefeiert. Konsequenterweise läuft inzwischen der Innenausbau. Trotz laufender Arbeiten konnten einige der künftigen Bewohner:innen einen Blick in die entstehenden Räumlichkeiten werfen.
Die Eindrücke: ›Wahnsinn, ist das riesig.‹
Was mit Blick auf die bloßen Pläne und 3D-Ansichten auf Papier oder Bildschirm nicht deutlich wurde, offenbarte sich vielen beim Blick aus den oberen Etagen. ›Krass, ist das ein komplexer Bau.‹ Hier ein Rücksprung, da eine Treppe, dort ein Winkel – eben kein 0815-Investoren-Bau, sondern angepasst an die Bedürfnisse der künftigen Bewohner:innen.
Eine kleine Delegation von künftigen Stadtteilbewohner:innen aus unserem Wohnprojekt hat sich dies zum Anlass genommen, mal vorbeizuschauen. Hat sich gelohnt.
Weil so vorbildlich sei zunächst das Corona-handling erwähnt: 1A. Händedesinfektion, Registrierung, Maskenpflicht. Nice.
Im Zentrum jedoch natürlich die Fotos: Bei Einbruch der Dämmerung erstrahlten die Ganzkörperportraits der Kids und Jugendlichen vor schwarzem Hintergrund auf einer Hausfassade gegenüber des Jugendtreffs. In die Kamera wurden weiße Pappschilder gehalten, mit unterschiedlichen Botschaften. Da ging es mal um die Darstellung der Kraft des Kollektivs (»Mainfeld Ballert!«, »528 ist die Hood«), der eigenen Kraft (»Nerven aus Stahl, ♡ aus Eisen«), Wünsche an das gesellschaftliche Miteinander (»Weniger Verachtung«) oder Tribute an das JuZ (»Der Jugendtreff im Mainfeld ist geil«). Die individuelle Inszenierung der eigenen Person vor der Kamera wechselte dabei von lässig zu breitbeinig-bestimmt, von aufgeschlossen zu fragend. Die Kidz konnten entscheiden, ob sie dabei ihr Gesicht zeigten oder nicht.
Die verwendeten Schilder dekorierten während der Veranstaltung das JuZ.
Bei der Gelegenheit erfuhren wir, dass das Areal neben dem JuZ demnächst einen Jugendspielplatz mit Sitzgelegenheit sowie einer Streetball-Fläche und einer Calistenics-Anlage (Muskeltraining mittels Eigengewicht) erhalten soll. Gute Sache.
Hier soll die Calistenics-Anlage und das Streetball-Feld mit Netztoren hin.
Auch die eigenen vier Kleinkinder (noch nicht im JuZ-Alter) im Schlepptau waren mit der Veranstaltung hoch zufrieden – bei Minipizza, Käsespießen, Musik und der spürbar guten Laune kein Wunder. Danke für den Abend!
Der Richtkranz, geschmückt mit bunten Bändern und Fotos, schwebt über der Bausstelle. Heute, am 18. Juni 2020, haben wir das Richtfest gefeiert.
Immerhin hat die derzeitige Corona-Lage zugelassen, dass ein kleiner Anteil der künftigen Bewohner*innen in Zehner-Gruppen – von der anderen Straßenseite und der Straßenbahnstation aus – dem schönen Ritual beiwohnen konnten. Andere verfolgten die Zeremonie am Bildschirm daheim oder in ihrer Mittagspause im Büro über den eigens eingerichteten Video-Stream.
Auch Mike Josef, seines Zeichens Dezernent für Planen, Wohnen und Bauen der Stadt Frankfurt am Main, sowie Medienvertreter*innen waren da. Doch eigentlich galt das Fest den Bauarbeitern, die in den letzten Monaten den komplizierten, weil verwinkelten Bau aus der Erde gestampft haben. Ihnen haben wir es künftig auch zu verdanken, dass wir nicht in einem 0815-Quadaratisch-Praktisch-Quader hausen werden müssen. Sie haben in mühevoller Arbeit mehrere Tonnen Stahl gebogen, die Laubengänge gegossen und die Energiesparziegel (mit integrierter mineralischer Dämmstoff-Füllung!) aufeinandergesetzt, sodass wir künftig ein Zuhause haben werden, das schon alleine mit der aufgelockerten Fassade ein Hingucker wird.
Mit dem Gedicht Brechts, ›Fragen eines lesenden Arbeiters‹, erinnerte daher Andreas im Namen der künftigen Bewohner*innen an den Anteil, den die Bauarbeiter an dem großen Werk hatten und haben werden. Gedankt wurde Ihnen anschließend beim Richtschmaus in kleiner Runde im künftigen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss.
Das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. hat uns auf einen spannenden Beitrag des NDR mit dem Architekturkritiker Niklas Maak hingewiesen. Darin geht es auch um die Frage, wie die Corona-Pandemie unsere Städte künftig prägen könnte. Schließlich haben Krankheiten und deren Bekämpfung unsere Städte massiv geprägt: Man denke mit Blick auf Frankfurt nur an Ernst May und die Zustände in der Frankfurter Altstadt bis in die 1920er Jahre und schließlich die ›Sanierung‹ durch die Nationalsozialisten.
Und heute? Gelten künftig Wohnungen als resilienter, wenn sie flexibel umgestaltbar sind (Stichwort: flexible Grundrisse)? In denen man nicht vereinsamt (Stichworte: Clusterwohnungen, gemeinschaftliches Wohnen)? Laura Weismüller, ebenfalls Architekturkritikerin, beschäftigt sich in einem Beitrag in der SZ mit dieser Frage.
Die Baustelle ist still. Die samstägliche Ruhe stört hin und wieder ein Flugzeug und die Straßenbahn. Der Bau von BeTrift in Niederrad nimmt währenddessen ein Sonnenbad.
Der Bauteil A an der Triftstraße hat bereits ein Dach bekommen.
Die der Triftstraße abgewandte Seite des 4. und 5. OG, Bauteil A. Der Laubengang im 4. OG fehlt noch.
Stahlgeflecht in Vorbereitung.
Bauteil C an der Triftstraße
Bauteil A.
Bauteil A.
Rückseite des Bauteils A (Blick von Salzmannschule).
Blick auf den Innenhof, der von den Bauteilen A und B umschlossen wird. Noch beherrschen Kran, Container und Gerüstteile die Fläche.
Oberhalb des roten Geländers wird unser Dachgarten mit Hochbeeten entstehen.
Nebelkrähe und Flugzeug.
Rückseite des Bauteils B (Blick von der NTG).
Noch wirkt die Eckwohnung im 5. OG solitär-entrückt, sie bekommt aber noch Gesellschaft entlang der Triftstraße.
Langsam wächst das Treppenhaus in Bauteil D aus dem Boden.
Bauteil C.
Der Baukörper – wie das Gerüst – ist an vielen Stellen terrassenartig aufgebaut.
In Bauteil C entstehen die Wände im 3. OG.
BeTrift in Niederrad, im Hintergrund Salzmannschule und das Mainfeld.
In der Online-Ausgabe der BAUNETZWOCHE#550 werden verschiedene Bauten gemeinschaftlicher Wohn- und Co-Workingprojekte u.a. in Garz, Berlin und Weimar vorgestellt. Die Gebäude wurden explizit für Gemeinschaften entworfen oder umgenutzt – und haben dabei die künftige Nutzung mitgedacht.
»Es ist jedoch nicht nur das Gerüst des Wohnens, das uns als Architekt*innen interessieren sollte, sondern auch das, was es später lebendig macht.«
RICCARDA CAPPELLER in der BAUNETZWOCHE#550
Die Ausgabe kann unter baunetz.de heruntergeladen werden.
Unser Architekturbüro bb22, Vorstand und Architektur KG haben Vorschläge zur Fassadengestaltung – auf Papier sowie ganz haptisch – vorgestellt, die gut ankamen. An vielen Stellen werden wir noch selbst Hand anlegen können. Die Gestaltung lässt auch viel Spielraum hinsichtlich der Bepflanzung – horizontal und vertikal.