Gedanken zum „Weg in ein Wohnprojekt“

[Axel ] hat seine Gedanken, die sich aus vielen Gesprächen und Überlegungen zusammen mit Beate ergeben haben, aufgeschrieben.
„Wie möchten wir leben, in 10 Jahren…?“
Zeit zum nachdenken, bedenken, reflektieren, überdenken, träumen, spintisieren, abwägen… bis die Dinge klarer werden. Dann machten sich beide auf den Weg , die Möglichkeiten intensiveren gemeinschaftlichen wohnens auszukundschaften…
Hier seine Gedanken dazu [Gertrud]:

Axel: Mein (oder unser) Weg in ein Wohnprojekt

Mein Weg in ein Wohnprojekt ist noch lange nicht abgeschlossen; wie er aber begann, daran erinnere ich mich noch sehr genau. Es ist nun ungefähr 1,5 Jahre her, dass nur eine Frage einen beträchtlichen Wirbel in dem Leben meiner Frau und mir erzeugte.

„In 10 Jahren gehen wir in Rente, was wollen wir denn dann so machen?“

„Ein Haus am Meer“ war das Erste, was uns einfiel, aber nach weiteren Gesprächen und Überlegungen kristallisierte sich zunehmend heraus, dass die Vorstellung, etwas mit anderen Menschen zusammen zu machen, für uns noch verlockender war und ist, wie das permanente Meeresrauschen im Ohr zu haben. Aus heutiger Sicht und mit immerhin schon eineinhalb Jahren Erfahrung mit Wohnprojektgruppen frage ich mich allerdings, warum wir erst so spät angefangen haben konkrete Schritte in diese Richtung zu unternehmen. Aber na gut, alles hat seine Zeit…

Jedenfalls wurde schnell klar, dass uns die Vorstellung von mehr Gemeinschaft in unserem zukünftigem Leben faszinierte und zugleich neugierig machte. So begannen wir mit den ersten Internet-Forschungen im Zusammenhang mit alternativen Lebensformen jeglicher Art. Ein weites Feld, dass es da zu erforschen und zu beackern gab. Da wir aber ja doch noch einige Jahre aus beruflichen Gründen an Frankfurt gebunden sind, grenzten wir die Suche entsprechend ein und waren zunächst mal sehr überrascht, dass wir mit unseren Wünschen und Vorstellungen nicht zu irgendwelchen Exoten gehören, sondern dass sich bereits wirklich viele Menschen in diesem Umfeld tummeln. Vermutlich wird jeder, der sich für das Thema „gemeinschaftliches Wohnen“ interessiert, früher oder später auf der Homepage des „Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen“ landen und diese als Informationsquelle nutzen, so, wie wir es auch taten.

Das Thema geriet plötzlich, neben den alltäglichen Dingen, zu dem alles bestimmenden Mittelpunkt unseres Tuns. Wir stürzten uns einfach mal rein und schrieben zahlreiche E-Mails an die unterschiedlichsten Projektgruppen, in den wir uns kurz vorstellten und unser Interesse an einem Kennenlernen äußerten. Die Reaktionen darauf waren überwiegend sehr positiv und so kam es in einem Zeitraum von mehreren Monaten zu einem kleinen Frankfurt-Wohnprojekt-Vorstellungs-Marathon. Kleine Projekte, große Projekte, Projekte mit und ohne Grundstück, Eigentum, Genossenschaft, Syndikat … eigentlich war alles dabei. Und so unterschiedlich die Projekte auch waren, eines hatten sie alle gemein: so viele nette Menschen. Allein für das Kennenlernen dieser hat sich das kleine Abenteuer für uns schon gelohnt. Mittlerweile war uns auch längst klar, dass es für uns nicht mehr um die Frage geht, was nach Erreichen des Rentenalters kommt. Nein, einen Grund noch länger zu warten, gab es für uns nicht mehr, obgleich wir natürlich auch erfahren mussten, dass Geduld zur Kernkompetenz eines jeden Interessenten gehören sollte. So wenig Grundstücke bzw. Immobilien für so viele Projektgruppen; da gehen schnell viele Jahre ins Land, bevor aus einer Planungsphase auch eine konkrete Umsetzung erfolgen kann, wenn überhaupt. Dies ist sicherlich die größte Schwierigkeit, aber auch das „Zusammenfinden“ einer Gruppe, die Bereitschaft zur Akzeptanz, der Umgang mit Konflikten und Problemen, sind Themen, mit der sich jede Gruppe beschäftigen muss und die es nicht immer einfach macht. Alleine schon aus diesem Grund habe ich allerhöchsten Respekt vor allen Projektgruppen, die ich auf meinem Weg kennenlernen durfte.

Dies gilt natürlich und ganz besonders auch für das Projekt „BeTrift“. Auch hier sind, seit Entstehen der Gruppe, schon einige Jahre vergangen und es war für uns ein sehr großes Glück, zu solch spätem Zeitpunkt noch auf den fahrenden Zug aufspringen zu können. So wird unser Weg zum Wohnprojekt, dank dieses glücklichen Umstands, am Ende gar nicht so endlos lang werden, wohl wissend, dass dieser von uns gewählte Weg neben vielen schönen Dingen auch noch schwierig und holprig werden wird. Aber letztendlich ist dies auch ein Teil von Gemeinschaft und eine Herausforderung, die das Leben bereichert. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf und bin mehr als froh, vor eineinhalb Jahren diesen Weg eingeschlagen zu haben. [Axel]