Ein kleines Interview nach einem Baustellenbesuch am 6.4.2019
Benjamin und Kira besichtigten am vorletzten Samstag zusammen mit Sandra die Baustelle in Niederrad:
Benjamin, auf was freust Dich, wenn wir in das „neue Haus“ ziehen? Benjamin gibt ganz klare Antworten, nämlich:
weil, dann habe ich endlich ein eigenes Zimmer und muss es nicht mit meiner kleinen Schwester Kira teilen.Benjamin, auf was freust Dich, wenn wir in das „neue Haus“ ziehen?
weil, dann gibt es viele andere Kinder im Haus, mit denen ich spielen kann.
und weil wir dann oben im vierten Stock wohnen, einen Balkon haben und auf die Dachterasse können.
Auch Kira möchte endlich, endlich in das „neue Haus“ einziehen. Nach der Baustellenbesichtigung im Bus weinte sie ein bisschen, weil es so lange dauert, bis ein Haus fertig gebaut ist und man dann einziehen kann. Das versteht sie gar nicht, weil „aber ich warte doch schon soooo lange!“
(da spricht sie uns allen aus dem Herzen!)
[Axel ] hat seine Gedanken, die sich aus vielen Gesprächen und Überlegungen zusammen mit Beate ergeben haben, aufgeschrieben. „Wie möchten wir leben, in 10 Jahren…?“ Zeit zum nachdenken, bedenken, reflektieren, überdenken, träumen, spintisieren, abwägen… bis die Dinge klarer werden. Dann machten sich beide auf den Weg , die Möglichkeiten intensiveren gemeinschaftlichen wohnens auszukundschaften… Hier seine Gedanken dazu [Gertrud]:
Axel: Mein (oder unser) Weg in ein Wohnprojekt
Mein Weg in ein Wohnprojekt ist noch lange nicht abgeschlossen; wie er aber begann, daran erinnere ich mich noch sehr genau. Es ist nun ungefähr 1,5 Jahre her, dass nur eine Frage einen beträchtlichen Wirbel in dem Leben meiner Frau und mir erzeugte.
„In
10 Jahren gehen wir in Rente, was wollen wir denn dann so machen?“
„Ein
Haus am Meer“ war das Erste, was uns einfiel, aber nach weiteren Gesprächen und
Überlegungen kristallisierte sich zunehmend heraus, dass die Vorstellung, etwas
mit anderen Menschen zusammen zu machen, für uns noch verlockender war und ist,
wie das permanente Meeresrauschen im Ohr zu haben. Aus heutiger Sicht und mit
immerhin schon eineinhalb Jahren Erfahrung mit Wohnprojektgruppen frage ich mich
allerdings, warum wir erst so spät angefangen haben konkrete Schritte in diese
Richtung zu unternehmen. Aber na gut, alles hat seine Zeit…
Jedenfalls wurde schnell klar, dass uns die Vorstellung von mehr Gemeinschaft in unserem zukünftigem Leben faszinierte und zugleich neugierig machte. So begannen wir mit den ersten Internet-Forschungen im Zusammenhang mit alternativen Lebensformen jeglicher Art. Ein weites Feld, dass es da zu erforschen und zu beackern gab. Da wir aber ja doch noch einige Jahre aus beruflichen Gründen an Frankfurt gebunden sind, grenzten wir die Suche entsprechend ein und waren zunächst mal sehr überrascht, dass wir mit unseren Wünschen und Vorstellungen nicht zu irgendwelchen Exoten gehören, sondern dass sich bereits wirklich viele Menschen in diesem Umfeld tummeln. Vermutlich wird jeder, der sich für das Thema „gemeinschaftliches Wohnen“ interessiert, früher oder später auf der Homepage des „Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen“ landen und diese als Informationsquelle nutzen, so, wie wir es auch taten.
Das
Thema geriet plötzlich, neben den alltäglichen Dingen, zu dem alles
bestimmenden Mittelpunkt unseres Tuns. Wir stürzten uns einfach mal rein und
schrieben zahlreiche E-Mails an die unterschiedlichsten Projektgruppen, in den wir
uns kurz vorstellten und unser Interesse an einem Kennenlernen äußerten. Die
Reaktionen darauf waren überwiegend sehr positiv und so kam es in einem
Zeitraum von mehreren Monaten zu einem kleinen
Frankfurt-Wohnprojekt-Vorstellungs-Marathon. Kleine Projekte, große Projekte,
Projekte mit und ohne Grundstück, Eigentum, Genossenschaft, Syndikat …
eigentlich war alles dabei. Und so unterschiedlich die Projekte auch waren,
eines hatten sie alle gemein: so viele nette Menschen. Allein für das
Kennenlernen dieser hat sich das kleine Abenteuer für uns schon gelohnt.
Mittlerweile war uns auch längst klar, dass es für uns nicht mehr um die Frage
geht, was nach Erreichen des Rentenalters kommt. Nein, einen Grund noch länger
zu warten, gab es für uns nicht mehr, obgleich wir natürlich auch erfahren
mussten, dass Geduld zur Kernkompetenz eines jeden Interessenten gehören
sollte. So wenig Grundstücke bzw. Immobilien für so viele Projektgruppen; da
gehen schnell viele Jahre ins Land, bevor aus einer Planungsphase auch eine
konkrete Umsetzung erfolgen kann, wenn überhaupt. Dies ist sicherlich die
größte Schwierigkeit, aber auch das „Zusammenfinden“ einer Gruppe, die
Bereitschaft zur Akzeptanz, der Umgang mit Konflikten und Problemen, sind
Themen, mit der sich jede Gruppe beschäftigen muss und die es nicht immer
einfach macht. Alleine schon aus diesem Grund habe ich allerhöchsten Respekt
vor allen Projektgruppen, die ich auf meinem Weg kennenlernen durfte.
Dies gilt natürlich und ganz besonders auch für das Projekt „BeTrift“. Auch hier sind, seit Entstehen der Gruppe, schon einige Jahre vergangen und es war für uns ein sehr großes Glück, zu solch spätem Zeitpunkt noch auf den fahrenden Zug aufspringen zu können. So wird unser Weg zum Wohnprojekt, dank dieses glücklichen Umstands, am Ende gar nicht so endlos lang werden, wohl wissend, dass dieser von uns gewählte Weg neben vielen schönen Dingen auch noch schwierig und holprig werden wird. Aber letztendlich ist dies auch ein Teil von Gemeinschaft und eine Herausforderung, die das Leben bereichert. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf und bin mehr als froh, vor eineinhalb Jahren diesen Weg eingeschlagen zu haben. [Axel]
In der neuen Serie „Das Interview“ stellen wir Menschen vor, die Teil des Projektes Betrift sind. Die Interviews werden von den AGs Öffentlichkeit und IT durchgeführt und finden jeweils zu Hause bei den Interviewten statt. Den Anfang machen wir heute mit dem Interview von Marianne.
Das Interview: Marianne
Mit welchen Wohnformen hast Du bereits Erfahrungen gemacht?
Ich habe alleine gewohnt, und eine Zeit lang auch mit mehreren berufstätigen Frauen in einer Art Zweck-WG. Momentan wohne ich gemeinsam mit meiner Schwester.
Seit wann bist du beim Projekt Betrift und der Wohngeno dabei?
Seit Frühsommer 2016.
Mit wem ziehst Du in das BeTrift-Projekt?
Mit meiner Schwester. Wir haben das Wohnen zu zweit ja schon ausprobiert und wissen daher, dass es funktioniert.
Warum und wie bist Du zur Wohngeno gekommen?
Am Anfang stand das Problem, dass es in unserer Wohnung hier zu zweit doch schon ziemlich eng ist. Wir haben auch beides einiges unterzubringen, das sich hier stapelt. Aber am Wohnungsmarkt ist es sehr schwierig, wir haben lange erfolglos gesucht. Wir haben uns auch beim Nassauischen Heim, dem unsere aktuelle Wohnung gehört, auf größere Wohnungen beworben, aber nie eine bekommen. Wir wohnen in der Nähe des Baugrundstückes des Betrift-Projektes, und irgendwann habe ich da das Schild der Wohngeno entdeckt. Da wurde ich neugierig und bin da mal vorbeigegangen.
Warum bist Du bei der Wohngeno dabeigeblieben?
Auch wenn es mal Hochs und Tiefs gab: erstens gebe ich im Allgemeinen einen einmal gefassten Plan nicht wegen kleiner Schwierigkeiten sofort wieder auf. Und zweitens habe ich bei der Wohngeno schon viele sehr nette Leute kennengelernt, mit denen ich auf jeden Fall zusammen wohnen möchte.
Wie hat sich Deine Wahrnehmung des Projekts über die Zeit verändert?
Am Anfang war meine Vorstellung von der genossenschaftlichen Idee noch sehr vage. Mir war nicht klar, was ich tun konnte und was von mir erwartet wurde. Mittlerweile habe ich einige Erfahrungen gesammelt, verstehe die Abläufe und beteilige mich.
Was gewinnst Du durch die Wohngeno?
Ich ziehe mit sehr netten Leuten zusammen, und ich weiß auch, worauf ich mich einlasse. Ich mag viele der Leute sehr gerne. Natürlich auch nicht alle, aber das muss man ja nicht. Ich gewinne also vor allem nette Nachbarn, bei denen man gerne mal klingelt. Und das Gefühl, dass ich in meinem Wohnhaus gut aufgehoben bin.
Was verbindest Du mit gemeinschaftlichem Wohnen?
Wenn man alleine wohnt, hat man nur für sich die Verantwortung. Man hofft natürlich auf gute Nachbarschaft, und das klappt auch mit einigen Leute. Aber beim gemeinschaftlichen Wohnen kenne ich schon jetzt die Leute und weiß, dass da ein gegenseitiges Interesse besteht. Und man unternimmt auch schon jetzt Dinge zusammen.
Was verbindest Du mit genossenschaftlichem Wohnen?
Die Genossenschaft bietet natürlich erstmal einen rechtlichen Rahmen, durch den vieles bereits im Genossenschaftsgesetz geregelt ist. Außerdem kann ich als Mitglied Einfluss nehmen auf Entscheidungen der Genossenschaft.
Woran sollte die Wohngeno oder die Projektgruppe Betrift noch arbeiten?
Man muss schon sagen, dass es auch anstrengend ist, Dinge in einem Plenum zu diskutieren. Es dauert natürlich länger, Entscheidungen gemeinsam herbeizuführen oder vorzubereiten, als wenn einzelne sowas tun. Ich denke, es sollte noch stärker darauf geachtet werden, dass Rededisziplin beim Plenum herrscht, und dass einzelne nicht zu lange am Stück sprechen.
Wie bringst Du Dich derzeit in der Wohngeno ein?
Ich habe oft das Gefühl, dass ich wegen meines Alters und damit verbundener Einschränkugen nicht so viel tun kann, wie ich gerne würde. Manchmal habe ich deswegen ein wenig ein schlechtes Gewissen, wenn ich die anderen sehe (lacht). Aber ich tue auch was. Zwar kann ich nicht auf dem Grundstück graben, aber ich unterstütze z.B. Kinder durch Nachhilfe. Das kann ich und das liegt mir.
Was machst Du, wenn Du gerade nicht in einem BeTrift-Plenum sitzt?
Ich singe in einem klassischen Chor in Frankfurt. Zum Glück lassen sie mich dort trotz meines Alters noch mitsingen – das ist keine Selbstverständlichkeit. Außerdem spiele ich Klavier: ich nehme Unterricht und muss natürlich auch üben. AUßerdem bin ich ehrenamtlich wie gesagt im Bereich der Nachhilfe engagiert, ich betreue insgesamt drei Kinder. Damit bin ich schon recht beschäftigt.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Das war ein Krimi.
Was inspiriert Dich?
Mich inspiriert Musik, vor allem schöne Konzerte. Dabei mag ich unterschiedliche Richtungen, gerade auch die oft sehr schräge Neue Musik. Ich gehe außerdem gerne in die Oper und ins Schauspiel. Meine Schwester malt, das gehört ebenfalls dazu.
Welche Eigenschaften schätzt Du an anderen?
Humor, Gelassenheit, ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit. Aber auch Spontanität.