Über diese Serie
In der neuen Serie „Das Interview“ stellen wir Menschen vor, die Teil des Projektes Betrift sind. Die Interviews werden von den AGs Öffentlichkeit und IT durchgeführt und finden jeweils zu Hause bei den Interviewten statt. Den Anfang machen wir heute mit dem Interview von Marianne.
Das Interview: Marianne
Mit welchen Wohnformen hast Du bereits Erfahrungen gemacht?
Ich habe alleine gewohnt, und eine Zeit lang auch mit mehreren berufstätigen Frauen in einer Art Zweck-WG. Momentan wohne ich gemeinsam mit meiner Schwester.
Seit wann bist du beim Projekt Betrift und der Wohngeno dabei?
Seit Frühsommer 2016.
Mit wem ziehst Du in das BeTrift-Projekt?
Mit meiner Schwester. Wir haben das Wohnen zu zweit ja schon ausprobiert und wissen daher, dass es funktioniert.
Warum und wie bist Du zur Wohngeno gekommen?
Am Anfang stand das Problem, dass es in unserer Wohnung hier zu zweit doch schon ziemlich eng ist. Wir haben auch beides einiges unterzubringen, das sich hier stapelt. Aber am Wohnungsmarkt ist es sehr schwierig, wir haben lange erfolglos gesucht. Wir haben uns auch beim Nassauischen Heim, dem unsere aktuelle Wohnung gehört, auf größere Wohnungen beworben, aber nie eine bekommen. Wir wohnen in der Nähe des Baugrundstückes des Betrift-Projektes, und irgendwann habe ich da das Schild der Wohngeno entdeckt. Da wurde ich neugierig und bin da mal vorbeigegangen.
Warum bist Du bei der Wohngeno dabeigeblieben?
Auch wenn es mal Hochs und Tiefs gab: erstens gebe ich im Allgemeinen einen einmal gefassten Plan nicht wegen kleiner Schwierigkeiten sofort wieder auf. Und zweitens habe ich bei der Wohngeno schon viele sehr nette Leute kennengelernt, mit denen ich auf jeden Fall zusammen wohnen möchte.
Wie hat sich Deine Wahrnehmung des Projekts über die Zeit verändert?
Am Anfang war meine Vorstellung von der genossenschaftlichen Idee noch sehr vage. Mir war nicht klar, was ich tun konnte und was von mir erwartet wurde. Mittlerweile habe ich einige Erfahrungen gesammelt, verstehe die Abläufe und beteilige mich.
Was gewinnst Du durch die Wohngeno?
Ich ziehe mit sehr netten Leuten zusammen, und ich weiß auch, worauf ich mich einlasse. Ich mag viele der Leute sehr gerne. Natürlich auch nicht alle, aber das muss man ja nicht. Ich gewinne also vor allem nette Nachbarn, bei denen man gerne mal klingelt. Und das Gefühl, dass ich in meinem Wohnhaus gut aufgehoben bin.
Was verbindest Du mit gemeinschaftlichem Wohnen?
Wenn man alleine wohnt, hat man nur für sich die Verantwortung. Man hofft natürlich auf gute Nachbarschaft, und das klappt auch mit einigen Leute. Aber beim gemeinschaftlichen Wohnen kenne ich schon jetzt die Leute und weiß, dass da ein gegenseitiges Interesse besteht. Und man unternimmt auch schon jetzt Dinge zusammen.
Was verbindest Du mit genossenschaftlichem Wohnen?
Die Genossenschaft bietet natürlich erstmal einen rechtlichen Rahmen, durch den vieles bereits im Genossenschaftsgesetz geregelt ist. Außerdem kann ich als Mitglied Einfluss nehmen auf Entscheidungen der Genossenschaft.
Woran sollte die Wohngeno oder die Projektgruppe Betrift noch arbeiten?
Man muss schon sagen, dass es auch anstrengend ist, Dinge in einem Plenum zu diskutieren. Es dauert natürlich länger, Entscheidungen gemeinsam herbeizuführen oder vorzubereiten, als wenn einzelne sowas tun. Ich denke, es sollte noch stärker darauf geachtet werden, dass Rededisziplin beim Plenum herrscht, und dass einzelne nicht zu lange am Stück sprechen.
Wie bringst Du Dich derzeit in der Wohngeno ein?
Ich habe oft das Gefühl, dass ich wegen meines Alters und damit verbundener Einschränkugen nicht so viel tun kann, wie ich gerne würde. Manchmal habe ich deswegen ein wenig ein schlechtes Gewissen, wenn ich die anderen sehe (lacht). Aber ich tue auch was. Zwar kann ich nicht auf dem Grundstück graben, aber ich unterstütze z.B. Kinder durch Nachhilfe. Das kann ich und das liegt mir.
Was machst Du, wenn Du gerade nicht in einem BeTrift-Plenum sitzt?
Ich singe in einem klassischen Chor in Frankfurt. Zum Glück lassen sie mich dort trotz meines Alters noch mitsingen – das ist keine Selbstverständlichkeit. Außerdem spiele ich Klavier: ich nehme Unterricht und muss natürlich auch üben. AUßerdem bin ich ehrenamtlich wie gesagt im Bereich der Nachhilfe engagiert, ich betreue insgesamt drei Kinder. Damit bin ich schon recht beschäftigt.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Das war ein Krimi.
Was inspiriert Dich?
Mich inspiriert Musik, vor allem schöne Konzerte. Dabei mag ich unterschiedliche Richtungen, gerade auch die oft sehr schräge Neue Musik. Ich gehe außerdem gerne in die Oper und ins Schauspiel. Meine Schwester malt, das gehört ebenfalls dazu.
Welche Eigenschaften schätzt Du an anderen?
Humor, Gelassenheit, ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit. Aber auch Spontanität.